posten, liken, taggen, sharen und followen - Digitalisierte Kindheit und Jugend?

Prof. Dr. Angela Tillmann, Institut für Medienforschung und Medienpädagogik, TH Köln


Prof. Dr. Angela Tillmann, TH Köln

 

Medien sind zu einem Faktor in der kindlichen bzw. jugendlichen Lebenswelt geworden. Das scheint nüchtern feststellbar. Doch wie kann es Pädagoginnen und Pädagogen gelingen, diese „digitalisierte Kindheit und Jugend“ zu begleiten und die allerorts geforderte ‚Medienkompetenz‘ zu fördern?

Prof. Dr. Angela Tillmann vom Institut für Medienforschung und Medienpädagogik an der TH Köln hat die Zuhörer der 14. Fachtagung eingeladen, gemeinsam mit ihr auf die Suche nach Antworten auf diese und andere Fragen zu gehen.

 

Der Titel der Fachtagung am Berufskolleg der Marienschule lautete 2019 „posten, liken, taggen, sharen und followen – Digitalisierte Kindheit und Jugend?“. Die Tagung wird traditionell vom Förderverein des Berufskollegs organisiert. Sie soll ein Weiterbildungsangebot für die pädagogischen Fachkräfte der Region und die Schüler des Berufskollegs sein. Ein jeweils hochkarätiger Leitvortrag führt in das Thema ein, dass dann im Anschluss in Workshops praxisnah vertieft werden kann.

 

„Kinder verfügen nicht über genügend Medienkompetenz“. Bei der Begleitung auf dem Weg zu einem kompetenten, reflektierten und sicheren Umgang mit Medien seien Eltern und Pädagogen gleichermaßen gefragt, so Angela Tillmann. Dabei wies sie insbesondere auf Effekte hin, die von der vorhandenen Medienaffinität der Eltern auf die gelingende Entwicklung von Medienkompetenz bei ihren Kindern hinweisen. Medienaffinität insgesamt hat dabei einen soziokulturellen Aspekt. Besonders Kinder aus formal bildungsferneren Elternhäusern haben es schwerer, Kompetenz im Umgang mit Medien zu erlernen. Der sichere Umgang mit Medien hat dabei enorme Wirkung auf die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der Bildungs- und Erwerbsbiografie. Es gilt also für Kita und Schule dafür zu sorgen, diese Benachteiligungen ernst zu nehmen und ihnen nach Kräften entgegen zu wirken.

 


Auf die Jugendphase bezogen, hat das „Rumdaddeln“ auf dem Smartphone auch eine abgrenzende Komponente zu den Eltern. „Es gibt sonst kaum noch Reibungspunkte, alles wird ausgehandelt. Aber da gibt es Zoff“, so Angela Tillmann.

 

Insgesamt wirbt die Professorin aus Köln für einen aufmerksamen, offenen und pragmatischen Umgang mit Medien in Kindheit und Jugend. Anstelle Medien aus dem Leben von Kindern und Jugendlichen zu verbannen, gehe es vielmehr darum, sie bei ihren Lernerfahrungen zu begleiten, Regeln zu definieren und die digitale Welt gemeinsam zu entdecken. Dies gelte für Eltern und Pädagogen gleichermaßen.



Der Förderverein des Berufskolleg der Marienschule Lippstadt e.V.

organisiert gemeinsam mit dem Berufskolleg jährlich eine pädagogische Fachtagung zu einem aktuellen Thema. 

Die Tagung beginnt traditionell mit einem wissenschaftlichen Einführungsvortrag, der nach einer kurzen Mittagspause durch ein breites Angebot von praxisnahen Workshops eingerahmt wird.

So soll der Transfer von wissenschaftlichem Wissen hin zu Professionswissen erleichtert werden. 

 

Die Fachtagung an der Marienschule richtet sich an pädagogische Fachkräfte in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern. Der Förderverein versucht je nach Thema Kolleginnen und Kollegen in den Kindertagesstätten, der Jugendarbeit, aus Heimkontexten oder offenen Ganztags(grund)schulen anzusprechen. Gleichermaßen 


aber auch Lehrerinnen und Lehrer sowohl aus dem Primarbereich als auch in der Sekundarstufe II (Sozialpädagogik/Erziehungswissenschaft). Neben den externen Besuchern unserer Tagung ist sie gleichermaßen für die Schülerinnen und Schüler unseres Berufskollegs geöffnet. Unsere angehenden Erzieherinnen, Erzieher und B.A. - Studierenden haben so die Möglichkeit eine einzigartige Fortbildung noch während ihrer Ausbildung besuchen zu können. 



Workshops

Internetsucht - Zwischen Enter & Escape

Der Workshop schaut in die verschiedenen Bereiche von Onlinewelten (Gaming, Social Media etc.) Dabei werden sowohl die Faszination als auch die Risiken beleuchtet und mögliche Hilfestellungen aufgezeigt.

Christian Groß, Suchttherapeut (LWL-Klinikum Gütersloh) und Vorstandsmitglied des Fachverband Medienabhängigkeit e.V.

Sicherheit im Medienalltag

In einem dialogischen Vortrag wird zu rechtlichen Aspekten im Bereich der Digitalisierung, wie Cybermobbing oder Verletzung von Urheber- oder Persönlichkeitsrechten informiert. Präventionshinweise werden erläutert und gemeinsam sicheres Nutzungsverhalten entwickelt. Die Teilnehmer*innen erhalten eine Informationsbroschüre.

Burkhard Pukrop, Kreispolizeibehörde Soest, Kriminalprävention

Kreativwerkzeug statt Konsumgegenstand - Einsatz von Tablets

Kinder sollen die digitale Welt spielerisch entdecken können und wichtige Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien entwickeln. In diesem Workshop diskutieren wir die Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von digitalen Geräten. Darüber hinaus geben wir nützliche Tipps für den Alltag (u.a. Programme und Apps). Dazu gibt es auch einen Praxisteil zum selbst Ausprobieren!

Lisa Lehnen, Leiterin der HABA Digitalwerkstatt Lippstadt

Digitale Medien in der Kita

Die Nutzung digitaler Medien als Werkzeuge soll bestehende Elemente in der Kita nicht verdrängen, sondern ergänzen. Wie kann alltagsintegrierte Medienbildung in der Kita aussehen? Und was gilt es zu beachten?

Marion Lepold, M.A. Dipl. Sozialpädagogin & Theresa Lill, M.A. Theaterpädagogin

 

 




Prävention und Beratung von Medienabhängigkeit

Warum können digitale Medien abhängig machen? Worin liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu anderen Abhängigkeitserkrankungen – und was bedeutet dies für Prävention, Beratung? Auf diese und weitere Fragen suchen wir in diesem Workshop gemeinsam Antworten.

Markus Wirtz, MA Dipl.Soz.-Päd., Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Sachbereichsleiter der LWL-Koordinationsstelle Sucht

Medienkonzeptentwicklung in der stationären Jugendhilfe

Der Workshop bietet Einblicke in die Medienkonzeptentwicklung in der stationären Jugendhilfe. Gemeinsam wird erarbeitet, wie in der stationären Jugendhilfe unter Einbeziehung von Mitarbeiter*innen und Jugendlichen ein für alle Beteiligten tragfähiges Medienkonzept in der Praxis entwickelt werden kann.

Kathrin Meier, BA Social Work, Jugendwerk Rietberg

 

Zwischen Bits / Bytes and (Gaming) Adiction... Ab wann und woraus entwickelt sich eine Abhängigkeit?

Der Workshop bietet einen Überblick über Suchtformen im Zusammenhang der neuen Medien. Er gewährt vertiefte Einblicke in spielimmanente und suchtverstärkende Faktoren und stellt Lösungs-, Präventions- und Therapieansätze zur Diskussion.

Michael Knothe, HP-Psych. / MI Coach und Supervisor GK Quest Akademie u.a. Fachstelle Glücksspielsucht der Caritas Sozialdienste Neuss sowie Vorstandsmitglied im Fachverband Medienabhängigkeit e.V

Digitalisierung gemeinsam gestalten

Ziel des Workshops ist es, das Verhältnis von Digitalisierungsprozessen und gesellschaftlicher Teilhabe kritisch in den Blick zu nehmen. Hierzu nähern wir uns den beiden Begriffen „Digitalisierung“ und „Beteiligung“ über die alltägliche pädagogische Praxis. Welche Herausforderungen ergeben sich aus der Digitalisierung für die eigene Haltung als pädagogische Fachkraft? Wie gestaltet sich die pädagogische Praxis unter Digitalisierungsgesichtspunkten? Was ändert sich, sollte sich ändern? Wie kann mehr gesellschaftliche Teilhabe erreicht werden? Welche Herausforderungen ergeben sich für die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte?

Die Vielzahl an Fragen zeigt auf, dass abschließende Antworten nicht zu erwarten sind, wohl aber eine spannende Auseinandersetzung! Hierzu laden wir herzlich ein!

Dr. Marc Witzel, Technische Universität Dortmund & Matthias Vollhase, Dipl. Päd., Technischer Universität Dortmund




Bilder: Sandra Püttmann

Texte: Dominik Braun

Wir bedanken uns für die Unterstützung durch